Info-Prüfstelle

Münchner Stadtzeitung: Zeitreise in die 80er-Jahre

MyOnID hat mir einen mir bislang unbekannten Artikel über Stadtzeitungen aus dem Jahr 1985 aus dem Archiv des „Spiegel“ emporgespült. Zwei neue Erkenntnisse habe ich dem Artikel 25 Jahre nach seinem Erscheinen zu verdanken:

1. Nach dem Erscheinen unseres Artikels in der „Münchner Stadtzeitung“ über die „Schwarzen Sheriffs“ und unserer Verurteilung wegen unbefugten Tragens von Amtskleidung und Missbrauch von Abzeichen (sic!) waren wir in der Stadt abgestempelt. Zitat: „Bei der CSU gelten die Stadtzeitungsleute seither als ,Kommunisten‘.“ Wusste ich noch gar nicht. Dass ich Kommunist war…

Zum Hintergrund. Fidelis Mager (damals Redakteur der Stadtzeitung, heute Geschäftsführer von „megaherz“) und ich haben damals mit ein paar Utensilien aus dem Kostümverleih die Uniform des damals in München überpräsenten privaten Sicherheitsdienstes der „Schwarzen Sheriffs“ nachgeahmt und sind quer durch die Stadt auf Patrouille gegangen – und wir haben dann über die Reaktionen der Bevölkerung auf das martialische Auftreten berichtet.

Wir wurden letztendlich von einem Dutzend Polizisten „aufgebracht“ und sind tatsächlich angeklagt und verurteilt worden. (Der Staatsanwalt damals entschuldigte sich dafür später klammheimlich bei mir.)

2. In dem Artikel werde ich als Chefredakteur der „Münchner Stadtzeitung“ über unsere Redaktionsmaxime folgendermaßen zitiert: „Alles – aber nicht alles immer wieder!“ Heißt wohl, wir berichten über alles, aber nicht immer in der gleichen Weise. Ich kann da aber nur mutmaßen, denn der Artikel samt Zitat war meiner Erinnerung völlig entfallen.

Nun fällt mir auf, dass sich das Printbusiness seit damals so recht nicht weiter entwickelt hat. Die frechen Überschriften, die schrägen Ideen, die wir damals einfach mal so umsetzten, die finden sich heute auch in den etablierten Zeitungen und Magazinen. Sind ja auch viele Kollegen von damals dort inzwischen, oft genug in führenden Positionen.

Bei solchen Reisen in die Vergangeheit wird einem erst der krasse Wandel in unserer Medienlandschaft plastisch bewusst: Damals konnten wir noch echte Infos verbreiten. Damals war so ein junges Medium wie die Stadtzeitung dringend nötig. Heute wird all das – und noch viel mehr – digital ins Haus geliefert. Heute geht es darum, die Überflut von Infos, Nachrichten und Meinungen irgendwie gefiltert zu bekommen. Etwa per Social Media oder Twitter-Intelligent-Following.

Nur haben die Zeitungen und Zeitschriften in der großen Überzahl das noch nicht gecheckt, oder sie wollen es nicht wahr haben. Ihre Aufgabe ist nicht mehr die Beschaffung von Nachrichten und Infos. Ihre Aufgabe ist, sofern mit Kompetenz, guten Journalisten und einer starken Marke gesegnet, die Prüfung und Gewichtung von News und Infos. Vor allem aber die Bewertung und das Herstellen von Zusammenhängen – in Reportagen, Kommentaren und Features. News brauchen heute Prüfstempel und Unbedenklichkeitsnachweise.

Da ist auf alle Fälle ein echter und wichtiger Markt. Wikipedia macht es vor, wie groß das Bedürfnis nach verlässlicher Information ist und wie bereitwillig freiwillig (!) dafür bezahlt wird. Ein Spendenaufruf und schon wird mehr als benötigt gespendet. Oder auch die „taz“. Auch da geht die Spendenbereitschaft nicht zurück. Im Gegenteil.

Na ja, nur braucht es dafür halt nur gute Redaktionen – und ganz wenig Verwaltung und Management. Die Huffington Post macht es vor, oder eben Wikipedia…

Ein Kommentar zu „Info-Prüfstelle

  1. ja stimmt,diese informationsflut kostet zeit,verlaesliche quellen zu haben ist sehr wichtig,ich lese da und lese dort,aber wer gibt mir einen gesamtzusammenhang der vertrauenswuerdig ist?
    Da bin ich mir selbst ueberlassen,und es gibt viele dinge ueber die ich nicht(s) genug weiss und so wurschel ich mich halt so durch….
    gruss regido

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